Format: Din A3, 29,7cm x 42 cm
Material: Tusche und Papier
Technik: Zeichnungen, schwarz/weiß, Collagen
Umfang: 7 Seiten/15 Seiten (kein Cover)
Entstehungszeitraum: Mitte 1982 bis Ende 1983
INGENIUM war die erste Comic-Geschichte, in der es keine Superhelden mehr gab. Die Geschichte spielt in Ludwigshafen am Rhein, der Stadt, in der ich Anfang der 80er Jahre sehr häufig unterwegs war.
Wie schon in DER WOLF, gibt es auch in INGENIUM Bezüge zu meinem Geburtsdatum. So ist es dieses Mal zum einen mit dem der Hauptdarstellerin identisch, allerdings ist sie (Samanda) vier Jahre älter als ich. Zum anderen beschließt Samanda sich eben genau am Tag ihres 22. Geburtstags, meines 18. Geburtstags, mit einer Überdosis Schlaftabletten umzubringen. Als ihr dann langsam die Sinne schwinden, verstärken sich ihre Zweifel, womöglich eine falsche Entscheidung getroffen zu haben. Auf der Suche nach Hilfe macht sie eine Odyssee durch das nächtliche Ludwigshafen.
Natürlich wollte ich die Arbeiten an INGENIUM an meinem 18. Geburtstag abgeschlossen haben, dem Todestag von Samanda, doch letztlich dauerte es dann doch noch einige Monate länger, bis die Geschichte auf Papier gebracht war.
Bei den vorangegangenen Comic-Geschichten wurde der grobe Handlungsfaden jeweils auf einigen wenigen kleinen Zetteln festgehalten. Texte und Zeichnungen für die einzelnen Seiten entwickelten sich während des Arbeitens. Das liess mir zwar viele Freiheiten, sorgte aber auch dafür, dass es innerhalb der Handlung extrem viele Gedankensprünge und Anschlußfehler gab.
In INGENIUM wollte ich erstmals mit einem Spannungsbogen arbeiten. Gedankensprünge und Anschlußfehler hatten darin nichts zu suchen. Deshalb wurde in einem detaillierten Drehbuch der exakte Verlauf der Geschichte mit allen Texten und den wichtigsten Bildinformationen festgehalten. Nachdem das Drehbuch beendet war, machte ich mich mit einer Sofortbildkamera auf den Weg, um die ausgewählten Schauplätze in Ludwigshafen zu fotografieren, die als Vorlage für die Zeichnungen dienen sollten.
Bei TRÄUME DER WAHRHEIT wurde jedes Panel auf einem separaten Blatt gezeichnet und nach Fertigstellung auf einer Layoutseite montiert. Nachteil: Bei vielen Einzelbildern wurden aufwendig gestaltete Zeichnungselemente überklebt und zwar so, dass sich die Sprechblasen im Nachhinein nicht mehr entfernen liessen. Ich machte also meine Zeichnungen durch die Sprechblasen buchstäblich „kaputt“.
Weil bei INGENIUM die Panels noch aufwendiger ausgearbeitet werden sollten und weil es bei INGENIUM auch noch mehr Text geben sollte, wollte ich das nicht noch einmal so machen. Deshalb gibt es INGENIUM sowohl in einer reinen Bildversion, als auch in einer Bild- Textversion. Zwar wurden auch für INGENIUM die einzelnen Panels auf eine Layoutseite montiert, aber nur vorübergehend. Nachdem von den montierten Seiten Kopien erstellt worden waren, wurden die Panels wieder von den Original-Layoutseiten entfernt. Auf die Layoutseiten-Kopien klebte ich Kopien der Sprechblasen-Texte.
Noch heute existieren die Originalbausteine (Panels, Layoutseiten und Sprechblasen) „nur“ als Einzelelemente. Für diese Präsentation wurden die Einzelelemente erstmals digitalisiert und am Rechner auf Grundlage der ursprünglichen Montagen/Collagen neu zusammen gefügt.
INGENIUM wurde im Format DIN A3 angelegt, weil damals nur Kopien in diesem Format für mich bezahlbar waren.
Besonderheiten: INGENIUM markiert in meinen Augen den Höhepunkt und Abschluss der FRÜHEN COMICS: Inhaltlich wie grafisch ist es die eigenständigste und persönlichste Comic-Geschichte. Freihandzeichnungen hielt ich nun nicht mehr für „unsauber“, sondern ich setzte sie jetzt sogar selbst gezielt ein, um am Ende der Geschichte die emotionale Zerrissenheit der Figur darzustellen.
INGENIUM wurde in mehreren alternativen Magazinen veröffentlicht. Daraus ergaben sich Kontakte für freie Auftragsarbeiten. Allerdings war es unmöglich, durch diese Auftragsarbeiten den eigenen Lebensunterhalt zu bestreiten, wie ich schon bald feststellen musste. So „verabschiedete“ ich mich nach einer Weile von den Comic-Geschichten und konzentrierte mich auf realistischere berufliche Ziele.